Pastellfarben erfreuen sich großer Beliebtheit in der Kunst, im Design und in der Mode. Aber was genau bedeutet der Begriff „Pastell“ in Pastellfarben, und wie ist dieser Ausdruck entstanden?
Pastellfarben beschreiben Töne, die durch ihre weiche, zarte Ausstrahlung charakterisiert sind. Diese Farben wirken, als seien sie mit Weiß abgemischt worden, sodass sie heller und gedämpfter erscheinen. Typische Pastelltöne sind Hellrosa, Mintgrün, Babyblau, Zitronengelb oder Lavendel. Es handelt sich dabei um „unaufdringliche“ Farben, die eine beruhigende Wirkung haben und oftmals in Umgebungen eingesetzt werden, die ein sanftes und friedliches Ambiente schaffen sollen.
Ursprung des Begriffs „Pastell“
Das Wort „Pastell“ leitet sich aus dem lateinischen „pastellus“ ab, was „kleiner Brei“ bedeutet. Dieser Begriff beschreibt die Herstellung der Pastellkreiden, die im 15. Jahrhundert entwickelt wurden. Künstler zerkleinerten Farbpigmente und mischten sie mit einem Bindemittel, typischerweise einem Brei aus Gummi Arabicum oder Kreide, um daraus die weichen Farbkreiden herzustellen, die wir als Pastellkreiden kennen. Aufgrund ihrer Beschaffenheit lassen sich diese Kreiden leicht verwischen und erzeugen dadurch weiche, sanfte Übergänge. Genau diese zarte und abgemilderte Wirkung hat dazu geführt, dass sich das Wort „Pastell“ im Laufe der Zeit auf eine Farbpalette bezog, die ähnliche Eigenschaften aufweist.
Die Pastellmalerei fand besonders in der Renaissance und im Barock großen Anklang und war später im 18. Jahrhundert äußerst populär. Künstler wie Jean-Baptiste-Siméon Chardin und Rosalba Carriera schufen atemberaubende Porträts mit Pastellfarben, die durch ihre Leuchtkraft und Zartheit die Menschen in den Bann zogen.
Mit der Zeit wurde „Pastell“ nicht nur als Maltechnik, sondern auch als Farbstil verwendet. Besonders im 20. Jahrhundert, in der Mode und im Design der 1950er Jahre, tauchten Pastellfarben häufig auf, etwa in den typischen „Baby“-Farbtönen Rosa, Blau und Gelb, die für Kindermode oder bestimmte Inneneinrichtungen beliebt wurden.
Warum sind Pastellfarben heute so beliebt?
Pastellfarben stehen für Ruhe, Frieden und Harmonie, weshalb sie in stressreichen Zeiten gerne verwendet werden. Die Töne wirken freundlich und einladend, ohne aufdringlich zu sein. Sie lassen sich leicht kombinieren und verleihen Räumen eine frische und zugleich warme Ausstrahlung. In der Mode gelten Pastelltöne zudem als zeitlos und elegant, da sie oft einen Hauch von Zartheit und Romantik mit sich bringen.
Bekannte Kunstwerke in Pastell
Edgar Degas – Tänzerinnen
Der französische Künstler Edgar Degas nutzte Pastellkreiden intensiv in seinen berühmten Darstellungen von Tänzerinnen. Seine Werke, wie „Die Tänzerin am Barre“ oder „Vier Tänzerinnen auf der Bühne“, fangen durch zarte Pastellfarben die Eleganz und Beweglichkeit der Balletttänzerinnen ein. Die weichen Übergänge und die Leuchtkraft der Pastelle lassen die Szenen besonders lebendig erscheinen.
Jean-Étienne Liotard – Das Schokoladenmädchen
Jean-Étienne Liotard, ein Schweizer Künstler des 18. Jahrhunderts, schuf mit „Das Schokoladenmädchen“ ein außergewöhnliches Pastellwerk, das für seine Detailgenauigkeit bekannt ist. Die zarten Töne in Haut- und Stoffdarstellungen machen das Werk lebendig und gleichzeitig sanft, und es zählt zu den bekanntesten Pastellporträts.
Maurice Quentin de La Tour – Madame de Pompadour
Quentin de La Tour war ein berühmter Pastellmaler des französischen Rokoko. Sein Porträt von Madame de Pompadour ist ein Beispiel für die meisterhafte Verwendung von Pastellfarben, um luxuriöse Texturen und die feine Hautfarbe wiederzugeben. Die weichen Pastelltöne fangen die Eleganz und den Charme dieser Zeit ein.
Rosalba Carriera – Selbstporträt
Rosalba Carriera war eine italienische Künstlerin des 18. Jahrhunderts und eine Pionierin der Pastellmalerei. Ihr „Selbstporträt“ zeigt die Möglichkeiten der Pastelltechnik zur Darstellung von feinen Hauttönen und weichen Stofftexturen. Ihre Werke haben den Pastellstil in Europa stark geprägt.
Odilon Redon – Blumenstillleben
Der französische Symbolist Odilon Redon nutzte Pastelle, um träumerische und fantastische Szenen zu schaffen. Seine Blumenstillleben, etwa „Blumen in einer blauen Vase,“ zeigen eine brillante Farbgebung mit zarten und sanften Übergängen, die typisch für Pastellfarben sind. Redons Werke sind voller emotionaler Tiefe und sanfter, harmonischer Farbkombinationen.
Fazit
Der Begriff „Pastell“ kommt aus der Kunst und bezeichnet ursprünglich eine Maltechnik, bei der weiche, sanfte Übergänge im Vordergrund stehen. Heute sind Pastellfarben nicht mehr nur in der Kunst, sondern auch im Design und der Mode fest verankert und repräsentieren eine Farbpalette, die für Ruhe, Leichtigkeit und Harmonie steht. So hat sich der Ausdruck „Pastell“ zu einem Synonym für sanfte und zarte Farben entwickelt, die die Welt um uns herum ein wenig ruhiger und schöner machen.